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130000 Menschen wegen Feuerkatastrophe bei Los Angeles auf
Mehr als 1000 Gebäude wurden zerstört, der Großbrand in Hollywood Hills hat sich mittlerweile abgeschwächt. Die anderen Brände sind weiterhin nicht unter Kontrolle, nachhaltige Besserung ist erst am Freitag in Sicht
Die heftigen Waldbrände haben viele Menschen in Kalifornien überrascht. Das Ausmaß der gesamten Schäden ist noch unklar.
Foto: AFP/JOSH EDELSON

Los Angeles – Verheerende Brände haben im Großraum Los Angeles eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Die Flammen griffen Mittwochabend auf die berühmte Hügelkette Hollywood Hills über, Teile des Stadtviertels mussten evakuiert werden. Bisher kamen Behördenangaben zufolge fünf Menschen ums Leben, zahlreiche weitere wurden verletzt. Medienberichten zufolge sind rund 130.000 Menschen auf der Flucht, mehr als 1000 Gebäude wurden zerstört.

"Dieser Feuerstum ist der große", sagte Bürgermeisterin Karen Bass, nachdem sie von einer Dienstreise nach Ghana rasch zurückgekehrt war. "Wir haben es mit einer historischen Naturkatastrophe zu tun. Und ich denke, das kann nicht deutlich genug gesagt werden", erklärte Kevin McGowan, Direktor des Notfallmanagements für das Los Angeles County.

Zumindest der Großbrand in den Hollywood Hills hat sich nach Einschätzung der Behörden abgeschwächt. "Die Feueraktivität hat sich verringert", teilte das zuständige Sheriff-Büro auf X mit. Das Feuer brenne nun hauptsächlich auf einer kleinen, von der Feuerwehr begrenzten Fläche. Evakuierungsanordnungen seien teilweise wieder aufgehoben worden. Rückkehrende Anrainer seien trotzdem weiter zur Vorsicht aufgerufen. Die Feuerwehr sei in den betroffenen Vierteln noch immer im Einsatz. Die anderen Brände sind weiterhin nicht unter Kontrolle.

Laut dem österreichischen Außenministerium steht das Generalkonsulat in Los Angeles derzeit mit knapp 50 Österreichern in der Gefahrenregion in Kontakt. Man stehe den Betroffenen bei Bedarf zur Verfügung, aber auch Angehörigen, die sich um Familienmitglieder sorgen. Eine Reiseregistrierung, diese gilt für die gesamten USA, haben etwa 200 Personen beim Außenamt abgegeben.

Ausgebrannte Fahrzeuge in Los Angeles.
Foto: AFP/AGUSTIN PAULLIER

Die starken Winde, die in den vergangenen Tagen die Feuer massiv angefacht haben, sollten am Donnerstag in etwas abgeschwächter Form weiter wehen. Erst am Freitag ist mit nachhaltiger Besserung zu rechnen. Allerdings sind sie mittlerweile schwach genug, dass zumindest Löschflugzeuge und -helikopter wieder eingesetzt werden können. Die Brände treffen Südkalifornien in einer sehr vulnerablen Zeit, gab es in der Regionen doch seit Monaten keinen nennenswerten Regen mehr.

Video: Feuer in Kalifornien - "Unsere Träume sind zu Asche geworden"
AFP

Großbrand erfasst rund 42 Quadratkilometer

Die aktuellen Todesfälle wurden nordöstlich von Los Angeles registriert, nahe Pasadena, wo das Eaton Fire weiterhin außer Kontrolle war. Dieser Großbrand hat bereits eine Fläche von rund 42 Quadratkilometern erfasst.

Noch weiträumiger wütet das Palisades Fire am Westrand von Los Angeles. Es hat sich auf eine Fläche von mehr als 64 Quadratkilometern vorgefressen, von den Hügeln in Pacific Palisades bis zu den Stränden von Malibu. Nach ersten Schätzungen der Behörden brannten dort rund tausend Gebäude ab.

Mehrere Brände

Zusätzlich zu den beiden Großbränden wurden die bereits erschöpften Ressourcen der Feuerwehr und die Wasservorräte durch weitere vier Brände im Bezirk zusätzlich belastet. Der designierte US-Präsident Donald Trump übte deshalb massive Kritik an Kaliforniens demokratischem Gouverneur Gavin Newsom, den er in Social Media, in Anlehnung an den Begriff "scum" für Abschaum, als "Gavin Newscum" bezeichnet. Dieser habe sich nicht ausreichend um die Wasserversorgung gekümmert.

Gouverneur Gavin Newsom vor Ort in Pacific Palisades.
Foto: IMAGO/Jonathan Alcorn

Trump greift damit das schon öfter diskutierte Thema der kalifornischen Wasserpolitik auf. Newsom hat sich für diverse Umweltauflagen ausgesprochen, um bedrohte Tierarten zu schützen – mit der Folge, dass der Wassertransfer zwischen bestimmten Regionen begrenzt wird. Konkret geht es ihm um Vorschriften, die die Wassermenge, die aus dem Sacramento-San Joaquin River gepumpt wird, begrenzt, um den dort lebenden Stintfisch zu schützen. Wenn das nicht wäre, so Trump, hätte es die jetzigen Brände nicht gegeben.

Newsoms Büro weist diese Vorwürfe als "pure Fiktion" zurück. Zwar sei es tatsächlich so, dass einige Hydranten in Pacific Palisades kein Wasser mehr lieferten. Das hat aber andere Gründe. "Wir haben das System bis zum Äußersten ausgereizt. Wir bekämpfen einen Flächenbrand mit städtischen Wassersystemen", sagte Janisse Quinones, Leiterin der Abteilung für Wasser und Energie in Los Angeles. Pacific Palisades ist auf drei Tanks angewiesen, diese sowie alle 114 Wasserreservoirs in der Stadt waren am Mittwochnachmittag wieder aufgefüllt, so Quinones.

Evakuierungsaktionen in Altadena.
Foto: AFP/ROBYN BECK

"Es gibt nicht genug Feuerwehrleute in Los Angeles County, um vier Brände dieser Größenordnung zu bekämpfen", weist Anthony Marrone, Chef der regionalen Feuerwehr, auf ein anderes Problem hin. Hilfe aus sechs anderen Bundesstaaten ist aber auf dem Weg, zudem werden weitere 250 Löschzüge mit 1000 Einsatzkräften von Nordkalifornien nach Südkalifornien verlegt.

Biden sagt Reise ab

Der scheidende US-Präsident Joe Biden sagte seine geplante Reise nach Italien und eine Audienz bei Papst Franziskus ab. Seine Sprecherin Karine Jean-Pierre teilte mit, Biden wolle sich in den kommenden Tagen auf die Leitung der gesamten Bundesmaßnahmen im Kampf gegen die Brände konzentrieren.

Biden wollte kurz vor seinem Abschied als US-Präsident von Donnerstag bis Sonntag noch nach Italien reisen – eine Audienz bei Papst Franziskus war geplant. Zuvor hatte er die von Bränden betroffene Region in Kalifornien zum Katastrophengebiet erklärt. Dadurch könnten Gemeinden und Überlebende sofort Bundesmittel erhalten, um den Wiederaufbau voranzutreiben.

Zahlreiche Opfer befürchtet

Gouverneur Newsom befürchtet einen Anstieg der Opfer. Im Interview mit CNN sprach er von "völliger Zerstörung" und erinnerte an die tödlichen Feuer in Paradise, einer Ortschaft in Nordkalifornien. Der war im November 2018 vom Camp Fire fast völlig zerstört worden, 85 Menschen starben damals, zehntausende wurden obdachlos.

Auch die Presbyterianische Kirche Pacific Palisades fiel den Flammen zum Opfer.
Foto: AFP/AGUSTIN PAULLIER

Nationalgarde im Einsatz

Bürgermeisterin Bass mahnte eindringlich dazu, die Anordnungen für Evakuierungen zu befolgen. Präsident Biden versprach bei einem Besuch der Feuerschutzbehörde Cal Fire zusätzliche 2000 Einsatzkräfte der Nationalgarde.

Um die lokale Feuerwehr zu unterstützen, versprach Biden den Einsatz von 2000 Einsatzkräften der Nationalgarde.
Foto: AFP/ROBYN BECK

Das Ausmaß der Zerstörung durch tödliche Brände im Großraum Los Angeles macht sprachlos. "Keine Worte", schrieb Oscar-Preisträgerin Jamie Lee Curtis auf Instagram zu einem Video von einer Autofahrt durch ausgebrannte Straßenzüge, vorbei an schwelenden Hausruinen und verkohlten Palmen.

Die Feuerkatastrophe brachte das normale Leben in der Millionenmetropole fast zum Erliegen. Am Donnerstag sollten alle Schulen geschlossen bleiben. Nach New York ist der Los Angeles Unified School District der zweitgrößte Schulbezirk des Landes. In einigen Gebieten wurde die Luftqualität als sehr ungesund eingestuft.

Beinahe nur die Feuerleiter blieb von einem Haus an der pazifischen Küste übrig.
Foto: AFP/ZOE MEYERS

Hollywood verschiebt Gala

Auch Hollywoods Showbusiness ist betroffen. Die Verleiher der renommierten Critics Choice Awards haben ihre für diesen Sonntag geplante Trophäen-Gala in Santa Monica aufgrund der Brände verschoben, Filmstudios sagten Premieren ab. Am 17. Jänner wollte die Oscar-Filmakademie die Anwärter für Hollywoods höchsten Preis verkünden. Dies werde aufgrund der Brände nun zwei Tage später stattfinden, teilte Geschäftsführer Bill Kramer in einem Brief an die rund 10.000 Mitglieder mit, wie US-Medien berichteten. Das gibt den Filmschaffenden mehr Zeit, über die Kandidaten abzustimmen.

Ein Satellitenbild der Feuer.
Foto: AFP/Planet Labs PBC/-

Star Wars-Schauspieler Mark Hamill (73) teilte seinen Instagram-Followern mit, dass er "in letzter Minute" sein Haus in Malibu verlassen habe. Am Straßenrand habe er bereits Flammen gesehen. Die bereits genannte Jamie Lee Curtis trauerte um ihren Wohnort Pacific Palisades. "Unsere geliebte Nachbarschaft ist weg", schrieb sie auf Instagram. Ihr eigenes Haus sei verschont geblieben, aber so viele andere Menschen hätten alles verloren.

Pacific Palisades ist ein wohlhabender Stadtteil im Westen von Los Angeles mit rund 25.000 Einwohnern. Viele Prominente wie Jennifer Aniston oder Bradley Cooper haben sich dort niedergelassen.
Foto: AFP/AGUSTIN PAULLIER

Häuser von Prominenten abgebrannt

Dazu gehört der Hollywood-Komiker Billy Crystal. Er und seine Frau Janice hätten ihr Haus, in dem sie seit 1979 lebten, verloren, teilte der Schauspieler laut Hollywood Reporter mit. "Natürlich sind wir untröstlich, aber mit der Liebe unserer Kinder und unserer Freunde werden wir dies überstehen." Auch die Häuser des Schauspieler-Ehepaars Adam Brody und Leighton Meester und der Schauspielerin Anna Faris seien abgebrannt, berichtete das Promi-Portal TMZ.com.

Chet Hanks, Sohn von Tom Hanks und Rita Wilson, schrieb in einer Instagram-Story, dass die ganze Nachbarschaft, in der er aufgewachsen sei, abbrenne. Avengers-Star Chris Pratt dankte den "mutigen" Feuerwehrleuten und Helfern für deren Einsatz. Sie seien "wahre Helden".

Dass die Wasservorräte bereits erschöpft sind, bereitet den lokalen Einsatzkräften Probleme.
Foto: Getty Images/MARIO TAMA

Auch der österreichische Regisseur Robert Dornhelm musste sein Haus verlassen. "Es geht nach wie vor ziemlich turbulent zu", hielt Dornhelm Donnerstagfrüh im Ö1-Journal um acht fest. Brände gebe es derzeit überall, so auch in Hollywood oder Santa Monica. "Es greift auf die ganze Stadt über." Vor einem Monat sei er bereits einmal evakuiert worden, die Situation jetzt sei aber deutlich dramatischer. "Als wir wegfuhren, hat es links und rechts von uns schon gebrannt." Zunächst sei man bei Freunden untergekommen, doch aufgrund der Rauchentwicklung musste man auch diese Unterkunft verlassen. "Es ist ziemlich wild." Es herrsche eine "Weltuntergangsstimmung". Das große Problem seien aktuell die starken Winde, die die Feuer zusätzlich anfachen. Ob sein Haus noch stehe, wisse er nicht.

Pacific Palisades ist ein wohlhabender Stadtteil im Westen von Los Angeles mit rund 25.000 Einwohnern. Stars wie Jennifer Aniston, Bradley Cooper, Tom Hanks und Reese Witherspoon haben dort Häuser.

Gouverneur Newsom erinnerte im Interview mit CNN an die tödlichen Feuer in Paradise, einer Ortschaft in Nordkalifornien. Sie war im November 2018 vom Camp Fire fast völlig zerstört worden, 85 Menschen starben damals, zehntausende wurden obdachlos.
Foto: AFP/AGUSTIN PAULLIER

Waldbrände bei Malibu im Dezember

Erste Mitte Dezember hatten Waldbrände in Malibu, rund 50 Kilometer westlich von Los Angeles, viele Stars aus ihren Häusern getrieben, darunter Mira Sorvino und Cher. Im November 2018 wütete rund um Malibu ein schweres Feuer wütet, das größere Landstriche verwüstete und mehr als 1500 Häuser zerstörte. Damals brannten unter anderem die Häuser von Moderator Thomas Gottschalk, US-Sängerin Miley Cyrus und Schauspieler Gerard Butler ab.

Klimawandel begünstigt Waldbrände

Die zunehmenden Brände in Kalifornien, wie aktuell in Los Angeles, seien ein deutliches Zeichen des Klimawandels. So steige die Zahl der Waldbrände exponentiell an, erklärten Wissenschafter des US-Bundesstaates schon 2022. Schuld daran sei der menschengemachte Klimawandel mit heißerem und trockenerem Wetter sowie mit seinen raschen Wechseln zwischen extremer Trockenheit und heftigen Regenfällen. Nach Jahren der Dürre sorgten nasse Winter für starkes Pflanzenwachstum, das während der anschließenden Rekordhitze vertrocknete und nun leicht brennt. Dies werde besonders verstärkt durch die Santa-Ana-Winde. Forschende weisen darauf hin, dass die wärmere Atmosphäre mehr Wasser speichern und entziehen kann, was Dürren verschärft und Brände fördert. In dichtbesiedelten Gebieten wie Kalifornien steigt auch die Gefahr durch menschliche Aktivitäten oder Unfälle. Experten betonen zudem, dass die Luftverschmutzung etwa durch Kohle- und Gasverbrennung auch die Ursache für längere und intensivere Brandsaisonen ist. (APA, Reuters, red, 9.1.2025)

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