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Inflation stellt EZB vor Herausforderung

Inflation stellt EZB vor Herausforderung
Die Inflation fällt etwas höher aus als erwartet. Dennoch dürfte die EZB zum Jahresende eine weitere Zinssenkung beschließen.

Teuerung legt etwas deutlicher als erwartet zu – Zinssenkung im Dezember dennoch sehr wahrscheinlich

Die Euro-Inflation und auch die Kernrate fallen im Oktober etwas höher aus als erwartet. Dennoch wird die EZB zum Jahresende wohl eine weitere Zinssenkung beschließen. Die in der Notenbank den Ton angebenden Tauben dürften es jedoch schwerer haben, sich mit einer Lockerung um 50 Basispunkte durchzusetzen.

mpi Frankfurt

Nach der deutschen Inflation fällt auch die Teuerung für die gesamte Eurozone kräftiger aus als erwartet. Die Inflation kletterte im Oktober von 1,7 auf 2,0%, den Zielwert der EZB. Allerdings dürften die Preise in den kommenden Monaten noch stärker steigen. Von Reuters befragte Ökonomen hatten für Oktober nur mit einem Anstieg der Inflation auf 1,9% gerechnet.

Entgegen den Erwartungen sank zudem die Kerninflation nicht, sondern blieb stabil bei 2,7%. Auf diese schaut die EZB mit besonderem Augenmerk, da sie als guter Indikator für den mittelfristigen Inflationstrend gilt. Bei der Kernrate werden die volatilen Energie- und Lebensmittelpreise nicht berücksichtigt. Die im Jahresvergleich höheren Energiepreise waren ein wesentlicher Grund für den Anstieg der Euro-Inflation im Oktober.

Hartnäckige Inflation bei Dienstleistungen

Eine weitere Zahl, die für die Notenbanker besonders interessant ist, ist die Dienstleistungsinflation. Diese liegt bereits seit Jahresbeginn bei rund 4% und entfernte sich auch im Oktober mit 3,9% kaum von dieser Marke. Eine nachhaltige Rückkehr zur Preisstabilität dürfte für die EZB nur möglich sein, wenn die Dienstleistungsinflation spürbar nachlässt. Für die hohe Teuerung in diesem Bereich sind vor allem die steigenden Lohnkosten verantwortlich.

„Risiko bleiben die anstehenden Tarifrunden“, meint Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, in diesem Kontext. „In Europa positionieren sich die Gewerkschaften mit noch immer hohen Lohnforderungen.“ Auch Kamil Kovar, Ökonom bei Moody’s Analytics, verweist auf das hohe Lohnwachstum. „Während die EZB die Volatilität der Energiepreisinflation außer Acht lassen dürfte, gibt die Hartnäckigkeit der Dienstleistungsinflation Anlass zu größerer Sorge.“

Daten sprechen nicht für Tauben

Für die Verfechter einer eher lockeren Geldpolitik, die Tauben, dürfte es nun schwieriger sein, für eine große Zinssenkung zu werben. Ein Punkt ist die überraschend hohe Inflation. „Das spricht zusammen mit dem unerwartet guten Wirtschaftswachstum im dritten Quartal gegen eine große Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt im Dezember, den einige EZB-Ratsmitglieder ins Spiel gebracht haben“, meint Jörg Krämer, Chefökonom der Commerzbank.

Schnabel mahnt zur Vorsicht

Dem stimmt Kovar zu, der auch für 2025 keinen Anlass für eine Zinssenkung um 50 Basispunkte sieht. „Bei den nächsten Sitzungen wird es darum gehen, ob eine Kürzung erfolgen soll oder nicht, und nicht um die Höhe, und wir gehen weiterhin davon aus, dass es im Januar keine Zinssenkung geben wird.“

Kurz vor Veröffentlichung der Euro-Inflationszahlen am Donnerstagvormittag äußerte sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde im Interview mit „Le Monde“ zum Inflationsausblick. Sie bekräftigte, dass die EZB der Überzeugung ist, ihr Inflationsziel im Laufe von 2025 nachhaltig zu erreichen. Gleichzeitig betonte sie, dass die Arbeit für die Notenbank noch nicht erledigt ist. „Das Ziel ist in Sicht, aber ich werde Ihnen nicht sagen, dass die Inflation schon besiegt ist“, sagte Lagarde.

Auch EZB-Direktorin Isabel Schnabel mahnte auf einer Veranstaltung in Frankfurt zur Vorsicht bei der Lockerung der Geldpolitik. „Das Risiko einer nennenswerten und dauerhaften Unterschreitung des Inflationsziels bleibt gering.“ Es gebe daher keine Notwendigkeit, zu einem für die Wirtschaft stimulierenden Zinsniveau zurückzukehren. Dies hatte jüngst der italienische Notenbankpräsident Fabio Panetta ins Spiel gebracht.

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