Heiße Themen Schließen

„Und dann waren wir auf dem Kopf“: Passagier schildert turbulente ...

Und dann waren wir auf dem Kopf Passagier schildert turbulente
Das Flugzeug der „Delta Air Lines“ kippte bei der Landung während winterlicher Bedingungen auf dem Flughafen von Toronto um, 18 Personen werden verletzt. Vor der Landung habe es keine Anzeichen...

Das Flugzeug der „Delta Air Lines“ kippte bei der Landung während winterlicher Bedingungen auf dem Flughafen von Toronto um, 18 Personen werden verletzt. Vor der Landung habe es keine Anzeichen für Probleme gegeben, berichten Passagiere.

18.02.2025 um 09:01

Mit dem „Bauch“ nach oben liegt das Wrack der CRJ900 im Schnee des Flughafens Toronto. Wie das Flugzeug in eine derartige Position gekommen ist, lassen Videos von der Bruchlandung erahnen, die der Jet der Delta Air Lines am Montag hingelegt hat. Das Flugzeug kippte bei der Landung auf dem kanadischen Flughafen Toronto Pearson bei windigem Wetter nach einem Schneesturm auf den Kopf, dabei wurden 18 der 80 Menschen an Bord verletzt, wie die Behörden mitteilten.

Drei Personen an Bord des Fluges DL4819 vom internationalen Flughafen Minneapolis-St. Paul erlitten kritische Verletzungen, darunter ein Kind, sagte ein kanadischer Luftrettungsbeamter. 15 weitere Personen wurden ebenfalls sofort in Krankenhäuser gebracht. Einige der Verletzten konnten inzwischen wieder entlassen werden, wie Delta am späten Montagabend mitteilte. Die US-Fluggesellschaft erklärte, dass das Flugzeug des Typs CRJ900 ihrer Tochtergesellschaft Endeavor Air mit 76 Passagieren und vier Besatzungsmitgliedern an Bord in einen Unfall mit nur einem Flugzeug verwickelt war.

Der 16 Jahre alte CRJ900, ein Flugzeug des kanadischen Herstellers Bombardier mit Triebwerken von GE Aerospace, bietet Platz für bis zu 90 Personen. Mindestens eine der beiden Tragflächen war nicht mehr mit dem Flugzeug verbunden, wie Videoaufnahmen nach dem Unfall zeigten. Die kanadischen Behörden erklärten, sie würden die Ursache des Absturzes untersuchen, die noch nicht bekannt ist.

Reuters / Cole Burston
">

Das Wetter war windig und eisig, als die CRJ900 auf der Landebahn in Toronto aufschlug.Reuters / Cole Burston

Bruchlandung in Toronto: Keine Anzeichen in Delta-Flieger

Einer, der das Unglück hautnah miterlebt hat, ist der Passagier John Nelson. Er postete auf Facebook ein Video von den Folgen des Absturzes, auf dem zu sehen ist, wie ein Löschfahrzeug Wasser auf das Flugzeug sprüht, das mit dem Bauch nach oben auf der schneebedeckten Rollbahn lag. Später erklärte er gegenüber CNN, dass es vor der Landung keine Anzeichen für etwas Ungewöhnliches gegeben habe. „Wir sind auf dem Boden aufgeschlagen und haben uns auf die Seite gedreht, und dann waren wir auf dem Kopf“, sagte Nelson dem Fernsehsender.

Dann konnte er sich im Gegensatz zu anderen Passagieren selbst aus dieser misslichen Lage befreien. „Ich konnte mich einfach abschnallen und mich irgendwie fallen lassen und auf den Boden drücken. Und dann hingen einige Leute und brauchten Hilfe, um herunterzukommen, andere schafften es aus eigener Kraft“, sagte er.

Im Netz kursierten von Passagieren aufgenommene Videos, die aus einer offenen Flugzeugtür ins Freie tretende Menschen und ein Löschfahrzeug der Feuerwehr zeigt, welches die havarierte Maschine besprüht. Eine Stimme in dem einen Video sagt: „Wir sind in Toronto, wir sind gerade gelandet, unser Flugzeug ist abgestürzt, es liegt kopfüber, die Feuerwehr ist hier.“

Dem kanadischen Rundfunk CBC schilderte ein Passagier die Stimmung gleich nach dem Unglück: „Ich habe gesehen, wie sich alle im Flugzeug plötzlich sehr nahe kamen und schauten, wie sie sich gegenseitig helfen und trösten konnten“, sagte er und fügte hinzu: „Das war stark, aber es war definitiv auch so: ‚Was jetzt? Wer führt uns? Wie kommen wir aus dieser Situation wieder heraus?‘“

Schneefall und Wind in Toronto: Böen könnten Rolle bei Absturz gespielt haben

Eine Rolle könnte das Wetter gespielt haben. Der Flughafen Toronto Pearson hatte am Montag mit starken Winden und eisigen Temperaturen zu kämpfen, da die Fluggesellschaften versuchten, die verpassten Flüge nachzuholen, nachdem ein Schneesturm am Wochenende mehr als 22 Zentimeter Schnee auf dem Flughafen abgeladen hatte.

Das Delta-Flugzeug landete um 14:13 Uhr (20:13 MEZ) nach einem 86-minütigen Flug in Toronto und kam in der Nähe der Kreuzung von Landebahn 23 und Landebahn 15 zu liegen, wie Daten der Flugtracker-Webseite „FlightRadar24“ zeigen. Die gemeldeten Wetterbedingungen zum Zeitpunkt des Absturzes deuteten auf „böigen Seitenwind und Schneegestöber“ hin, so die Flugverfolgungs-Website.

Der Leiter der Feuerwehr von Toronto Pearson, Todd Aitken, sieht im Wetter keinen möglichen Grund für den Crash. Er sagte am späten Montag, die Landebahn sei trocken gewesen und es habe keine Seitenwinde gegeben. Mehrere Piloten, die die Videos des Unfalls gesehen hatten, widersprachen gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters allerdings.

Reuters / Cole Burston">

Rettungskräfte im Einsatz nach einem Flugzeugabsturz auf dem Toronto Pearson International Airport in Mississauga, Ontario, Kanada, am 17. Februar.Reuters / Cole Burston

Der US-Luftsicherheitsexperte und Pilot John Cox sagte, dass bei der Landung ein durchschnittlicher Seitenwind von 19 Knoten (35 km/h) von rechts herrschte, aber er wies auch darauf hin, dass es sich dabei um einen Durchschnittswert handelte und die Böen auf- und abschwellen würden. „Es ist böig, sodass sie ständig Anpassungen der Fluggeschwindigkeit, des vertikalen Profils und des seitlichen Profils vornehmen müssen“, sagte er über die wohl intensive Arbeiten der Piloten und fügte hinzu, dass dies für Berufspiloten normal ist“. Die Ermittler würden versuchen herauszufinden, warum sich der rechte Flügel vom Flugzeug getrennt habe, sagte Cox.

Michael J. McCormick, außerordentlicher Professor für Luftverkehrsmanagement an der Embry-Riddle Aeronautical University, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dass der Absturz in Toronto aufgrund der kopfüber liegenden Position ziemlich einzigartig gewesen sei. „Aber die Tatsache, dass 80 Menschen ein solches Ereignis überlebt haben, ist ein Beweis für die Technik, die Technologie und den regulatorischen Hintergrund, die notwendig sind, um ein System zu schaffen, bei dem jemand etwas überleben kann, das vor nicht allzu langer Zeit noch tödlich gewesen wäre“, sagte er.

Drei frühere Fälle, in denen Flugzeuge bei der Landung auf diese Weise umkippten, betrafen das Modell MD-11 des Herstellers McDonnell Douglas. Im Jahr 2009 kippte ein FedEx-Frachtflugzeug bei der Landung auf dem Tokioter Flughafen Narita um, beide Piloten kamen ums Leben. Im Jahr 1999 kippte ein China-Airlines-Flug in Hongkong um, wobei drei der 315 Insassen ums Leben kamen. Im Jahr 1997 kippte ein anderes FedEx-Frachtflugzeug in Newark um -wobei die Crew überlebte.

Flughafen nimmt wieder Betrieb auf

Der Flugbetrieb in Toronto Pearson läuft mittlerweile wieder, aber es dürfte in den nächsten Tagen noch zu Beeinträchtigungen und Verspätungen kommen, da zwei Start- und Landebahnen für die Ermittlungen geschlossen blieben. Dass es keine Todesopfer gab, führte die Flughafen-Geschäftsführerin Deborah Flint in einer Aussendung unter anderem auf die Arbeit der Ersthelfer zurück. „Wir sind sehr dankbar, dass es keine Todesopfer und relativ wenige Verletzte gibt“, sagte Flint auf einer Pressekonferenz.

Reuters / Cole Burston">

Deborah Flint bei einer Pressekonferenz am Flughafen von Toronto.Reuters / Cole Burston

Die kanadische Verkehrssicherheitsbehörde (Transportation Safety Board of Canada, TSB) teilte mit, dass sie ein Untersuchungsteam entsende, und die US-amerikanische Verkehrssicherheitsbehörde (National Transportation Safety Board) sagte Unterstützung zu.

Das jetzige Flugzeugunglück in Kanada folgt einer Reihe von teils verheerenden Luftfahrtkatastrophen in Nordamerika. Beim Zusammenstoß eines Armeehubschraubers mit einem CRJ-700-Passagierflugzeug in Washington, D.C., kamen 67 Menschen ums Leben. Beim Absturz eines medizinischen Transportflugzeugs in Philadelphia starben mindestens sieben Menschen und beim Absturz eines Passagierflugzeugs in Alaska kamen zehn Menschen ums Leben. (Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Ähnliche Nachrichten
Nachrichtenarchiv
Die beliebtesten Nachrichten der Woche