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„Es war dubios, aber dann hat es klick gemacht“

Es war dubios aber dann hat es klick gemacht
Rückkehr an die Stätte des Durchbruchs: Karl Geiger und Engelberg – das ist etwas Spezielles. Bei der Generalprobe für die Vierschanzentournee begann einst eine große Karriere so richtig.

Zurück zu den Wurzeln, zurück an der Stätte des Durchbruchs. Engelberg hat sich für die besten Skispringer der Welt herausgeputzt – vor allem aber für einen: Karl Geiger. Der 28 Jahre alte Oberstdorfer hat besondere Bindungen an das idyllisch gelegene Klosterdorf in den Schweizer Bergen. Vor drei Jahren hat Geiger auf der Titlis-Schanze sein erstes Weltcupspringen gewonnen. Ein Meilenstein, wie er damals sagte. Es war der Beginn seiner großen Karriere, die Geiger seitdem mit etlichen Erfolgen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen geschmückt hat.

Engelberg ist ein besonderer Ort im Weltcupzirkus der Skispringer. Hier oben auf 1000 Meter Höhe werden alljährlich wichtige Pflöcke eingeschlagen. Die Generalprobe für die Vierschanzentournee ist der ultimative Gradmesser für die Schanzenkünstler. Dass Geiger im weiß-blauen Engelberger Wintertraum an diesem Samstag (16.00 Uhr im ZDF und bei Eurosport) im ersten von zwei Weltcupspringen zu den Favoriten gehört, ist die Frucht harter, gewissenhafter Arbeit. Geiger geht als Gesamtführender in die Anlaufspur der größten Schweizer Naturschanze. Und noch ehe der Familienvater aus dem Allgäu erstmals nach dem perfekten Mix aus Anfahrt, Absprung und Landung sucht, hat er sein erstes Glück schon gefunden.

„Ich hoffe wieder, dass sich Engelberg tief verschneit präsentiert und wir dort coole Wettkämpfe erleben“, sagte er vor der Abreise aus Oberstdorf. Engelberg ist tatsächlich tief verschneit. Die Bedingungen sind erstklassig, und nicht nur Skiflug-Weltmeister Geiger hofft auf weite und stilistisch saubere Sprünge. Auch sein Freund und Zimmernachbar Markus Eisenbichler ist bislang gut in diesen Skisprungwinter der Superlative gekommen, der gleich drei Höhepunkte im Angebot hat: die 70. Vierschanzentournee, die Olympischen Winterspiele in Peking sowie die Skiflug-WM in Norwegen.

Auch Olympiasieger Andreas Wellinger hat nach seinem langen verletzungsbedingten Ausfall wieder nach und nach das rechte Gefühl für die vielfältigen Anforderungen in der komplexen Freiluftsportart Skispringen gefunden. Stephan Leyhe, gleichfalls wie Wellinger nach einem Kreuzbandriss lange außer Gefecht gesetzt, hat schon den Sprung unter die besten zehn geschafft. Komplettiert wird das sechsköpfige deutsche Kernteam, mit dem Bundestrainer Stefan Horngacher auch zur Vierschanzentournee reisen wird, durch den stabil springenden Pius Paschke und den unbekümmert auftrumpfenden Junior der Mannschaft, Constantin Schmid.

„Einer der Favoriten auf den Tourneesieg“

Bei aller Harmonie und Geschlossenheit: Es ist Geiger, der heraussticht. Der Mann, der in den zurückliegenden zwölf Monaten eine Achterbahnfahrt durchlebt hat. In Engelberg, einem seiner Lieblingsspringen, musste er kurzfristig passen. Er hatte sich mit Corona infiziert und saß zu Hause in Oberstdorf fest. Lange stand nicht fest, ob es rechtzeitig etwas mit dem Start bei der Vierschanzentournee werden würde.

Karl Geiger, 2018 in Engelberg

Karl Geiger, 2018 in Engelberg : Bild: AFP

Doch es klappte. Geiger gewann das Auftaktspringen auf seiner Heimschanze, am Ende wurde er in der Gesamtwertung Zweiter. Einen großen Titel hatte er da schon in der Tasche. In Planica, im Land der slowenischen Riesenschanzen, flog Geiger zum WM-Coup. Wenige Tage später wurde er Vater. Dann kam Corona, der verpasste Start in Engelberg. Jetzt aber ist der fünfmalige Weltmeister wieder zurück.

Druck machen will sich Geiger nicht. Aber dass die Erwartungen hoch sind, weiß er. Nicht nur Horngacher, auch dessen Tiroler Landsmann Alexander Stöckl, seit vielen Jahren mit großem Erfolg der Trainer der Norweger um den Gesamtweltcupsieger Halvor Egner Granerud, hält große Stücke auf den Oberstdorfer. „Karl ist einer der heißen Favoriten auf den Tourneesieg“, sagte Stöckl in einer Videokonferenz, als er sich, coronainfiziert, am Donnerstag aus seinem Quarantänehotel in Klingenthal zu Wort meldete.

Geiger und Engelberg – das ist etwas Spezielles. „Bevor ich dort gewonnen habe, habe ich die Schanze überhaupt nicht leiden können“, sagte Geiger der F.A.Z. „Ich habe nicht verstanden, wie sie funktioniert. Es war dubios, aber dann hat es klick gemacht. Ich mag sie.“ Wie sehr, werden die Tage in der Engelberger Winteridylle zeigen.

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