Weltweite Studie: Mehr als eine Milliarde Menschen leiden an Adipositas
Stand: 01.03.2024 09:30 Uhr
Weltweit sind mehr als eine Milliarde Menschen stark übergewichtig. Das geht aus einem Bericht des Fachblatts The Lancet hervor. Unter anderem in den USA ist die Anzahl der Menschen mit Adipositas stark gestiegen. Die WHO spricht von einer "Epidemie"
Die Zahl der Menschen mit starkem Übergewicht - Adipositas genannt - ist rasant gestiegen. Weltweit waren nach einer Studie 2022 mehr als eine Milliarde Menschen betroffen. Der Anteil der stark Übergewichtigen an der Bevölkerung habe sich seit 1990 mehr als verdoppelt, unter Heranwachsenden zwischen fünf und 19 Jahren sogar vervierfacht, berichtete die Fachzeitschrift The Lancet.
Forscher äußerten sich bei der Vorstellung in Genf überrascht von der Schnelligkeit der Entwicklung. Frühere Projektionen hatten damit gerechnet, dass die Schwelle von einer Milliarde Adipositas-Betroffenen erst im Jahr 2030 erreicht wird. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die an der Studie beteiligt war, spricht von einer "Adipositas-Epidemie".
Deutschland auf hinteren Plätzen
In einigen wohlhabenden Ländern und bestimmten Bevölkerungs- und Altersgruppen, etwa bei Frauen in Spanien und Frankreich, erreiche die Zahl der Übergewichtigen inzwischen ein Plateau oder sinke leicht, sagte Majid Ezzati vom Imperial College in London. Die genauen Gründe dafür herauszufinden war nicht Teil der Analyse, die sich auf Daten von 3.663 Studien mit weltweit 222 Millionen Teilnehmenden bezieht.
In Deutschland lag der Anteil der Frauen mit Adipositas nach dieser Studie 2022 bei 19 Prozent, was Platz 137 in der Länderliste entsprach. Nummer eins auf der Liste ist der südpazifische Inselstaat Tonga mit 81 Prozent.
Bei Männern lag der Anteil in Deutschland bei 23 Prozent (weltweit Platz 80). Hier ist der Inselstaat Amerikanisch-Samoa mit 70 Prozent adipöser Männer auf der Listenplatz eins.
Unter den Mädchen und Frauen bis 19 Jahren lag der Anteil in Deutschland bei sieben Prozent (119. Platz), bei Jungen und jungen Männern bei zehn Prozent (111. Platz).
Adipositas gilt als chronische Krankheit
Adipositas kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und einige Krebsformen auslösen. Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft sieht sie als "chronische Krankheit, die definiert ist, als eine über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung des Körperfetts". Ob jemand betroffen ist, wird nach Gewicht und Größe berechnet, dem Body-Mass-Index (BMI), dem Quotienten aus Körpergewicht und Körpergröße zum Quadrat (kg/m2). Ab einem BMI von 30 spricht die Gesellschaft von "Adipositas Grad I".
Insgesamt waren 880 Millionen Erwachsene und 159 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 19 Jahren stark übergewichtig. 9,3 Prozent der Jungen galten 2022 als fettleibig, 6,9 Prozent der Mädchen. Bei Erwachsenen verdoppelte sich der Anteil bei Frauen seit 1990 auf 18,5 Prozent, und er verdreifachte sich bei Männern auf 14 Prozent.
Bewegung und gesunde Ernährung helfen
Adipositas könne durch gute Ernährung und Bewegung von Kindesbeinen an vorgebeugt werden, so die WHO. Regierungen sollten dafür sorgen, dass besonders salz-, fett- oder zuckerhaltige Nahrungsmittel und Getränke nicht in der Nähe von Schulen verkauft werden und dass Reklame dafür, die sich an Kinder richtet, eingeschränkt wird. Sie sollten zudem Kampagnen über die Vorteile guter Ernährung und sportlicher Betätigung fahren.
Die WHO räumte ein, dass gute Ernährung teuer sein kann. Die insgesamt höchsten Adipositas-Raten gab es in Inselstaaten im Pazifik wie Niue, Tonga und Amerikanisch-Samoa mit teils über 60 Prozent. In den Top Ten waren in einzelnen Kategorien auch Katar, Ägypten, Chile und die USA.
Rasant war der Anstieg unter anderem in den USA: Der Anteil der Frauen mit Adipositas stieg von 21,2 Prozent 1990 auf 43,8 Prozent 2022, bei den Männern stieg der Anteil von 16,9 Prozent auf 41,6 Prozent.
Gleichzeitig leiden Millionen an Unterernährung
Gleichzeitig seien weltweit auch Hunderte Millionen Menschen weiter von Mangel- und Unterernährung betroffen, heißt es in der Studie, vor allem in Ländern in Südostasien und in Afrika südlich der Sahara. Unterernährung sei für die Hälfte aller Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren verantwortlich.
Starkes Übergewicht und Unterernährung seien zwei Seiten desselben Problems: schlechter Ernährung, so die WHO.