Adipositas im Fokus: Neue Wege zur Therapie und Prävention
Professor Dr. Silke Mertmann, Ärztliche Leiterin des neuen Adipositas Zentrums und versierte Chirurgin, begeistert nicht nur mit ihrem Fachwissen, sondern auch mit ihrer Fähigkeit, komplexe medizinische Themen verständlich zu machen. Als Leitende Oberärztin der Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum Landkreis Tuttlingen (KLT) hielt sie den letzten Vortrag der Reihe „Ärzte im Dialog“ dieses Jahres. Ihr Thema: die weitreichenden gesundheitlichen Folgen von Adipositas und moderne Therapieansätze.
Adipositas – Eine Volkskrankheit mit schwerwiegenden Folgen
Adipositas hat längst den Status einer Volkskrankheit erreicht: Fast 20 Prozent der Erwachsenen in Deutschland haben einen Body-Mass-Index (BMI) von über 30. Diese Zahl geht mit erheblichen gesundheitlichen Risiken einher, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gelenkprobleme und Diabetes Typ 2, auch bekannt als „Wohlstandsdiabetes“. Wie Professor Mertmann betonte, belasten diese Begleiterkrankungen nicht nur die Betroffenen, sondern auch das Gesundheitssystem. Daher übernehmen Krankenkassen unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten für operative Eingriffe.
Therapie: Erst konservativ, dann operativ
Professor Mertmann machte eines deutlich: Nicht jeder adipöse Patient benötigt eine Operation. Bevor ein Eingriff in Betracht gezogen wird, stehen konservative Therapiemethoden im Vordergrund. Dazu gehören Ernährungsumstellungen, Bewegung und, in bestimmten Fällen, die sogenannte Abnehmspritze. Diese kann bei einem BMI ab 27 und Begleiterkrankungen vom Hausarzt verschrieben werden, erfordert aber hohe Eigenkosten von rund 250 Euro monatlich – eine Belastung, die viele Patienten abschreckt. Zudem ist die Wirkung oft nur während der Anwendung nachhaltig.
Moderne Chirurgie: Minimalinvasive Eingriffe für nachhaltige Ergebnisse
In schwerwiegenden Fällen führt an einer Operation kein Weg vorbei. Besonders der „Schlauchmagen“ und der „Magen-Bypass“ gehören heute zu den etablierten Verfahren. Beim Schlauchmagen wird ein Großteil des Magens entfernt, was zu einer erheblichen Reduktion der Nahrungsaufnahme führt. Der Magen-Bypass hingegen verbindet den Magenrest direkt mit dem Dünndarm und sorgt nicht nur für einen schnellen Gewichtsverlust, sondern verbessert auch den Blutzuckerwert bei Diabetikern in nahezu 100 Prozent der Fälle.
Technologie auf höchstem Niveau
Alle Adipositas-Operationen am KLT werden minimalinvasiv durchgeführt. Dabei kommen modernste Klemmnahtgeräte zum Einsatz, die den Magen in einem Arbeitsgang teilen und klammern. Mithilfe eines Endoskops wird der Eingriff präzise überwacht. Bilder aus dem Körperinneren, die diesen hochmodernen Prozess zeigten, hinterließen bei den Zuhörern einen bleibenden Eindruck.
Nachhaltigkeit durch Aufklärung und Prävention
Professor Mertmann betonte, dass operative Eingriffe nur ein Baustein im Umgang mit Adipositas sind. Langfristiger Erfolg setzt eine gesunde Lebensweise voraus, die Bewegung und ausgewogene Ernährung einschließt. Die Zuhörer verließen den Vortrag mit einem umfassenden Verständnis für die Herausforderungen und Möglichkeiten der Adipositas-Therapie – und dem Wissen, dass moderne Medizin Menschen helfen kann, wieder ein lebenswertes Leben zu führen.
(Quelle: Klinikum Landkreis Tuttlingen gGmbH)